Aktuell dominieren die Schreckensmeldungen über Corona die Medien. In den USA werden Massengräber ausgehoben. In Deutschland versucht man durch Ausgangsbeschränkungen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens Herr über die Lage zu werden. Während die Bevölkerung darauf eingeschworen wird, zuhause zu bleiben, müssen viele Menschen immer noch zur Arbeit. Eingepfercht in den Betrieben sollen wir arbeiten, aber draußen dürfen wir uns nicht mit mehr als einer weiteren Person bewegen. So wird die Last der Coronakrise auf die Privatsphäre verschoben, während Profite weiter sprudeln sollen. Auch wenn der weitere Verlauf der Coronakrise schwer vorherzusehen ist, muss uns klar sein, dass dieses kapitalistische System krank ist und nicht im Interesse der Mehrheit handelt, sondern die Profite und die Herrschaft der Minderheit der Reichen schützt.
Krank ist das Gesundheitssystem
Es ist leider kein Wunder, dass dem Gesundheitssystem ein Kollaps droht: Warum? Weil unsere Gesundheit schon seit langem hauptsächlich ein Geschäft ist. Seit Jahrzehnten haben alle Regierungen die Privatisierung und neoliberale Ausrichtung der Gesundheitsversorgung angetrieben. Krankenhäuser – ob privat, öffentlich oder kirchlich – müssen Profit für ihre Eigentümer abwerfen. Teure Plätze auf Intensivstationen wurden daher abgebaut und ganze Krankenhäuser geschlossen. Schon vor der jetzigen Pandemie haben tausende IntensivpflegerInnen gefehlt, weshalb immer weniger medizinisches Personal zu geringen Löhnen immer mehr PatientInnen versorgen musste. In einem der reichsten Länder der Welt stehen wir dem Virus deshalb mit einem Gesundheitssystem gegenüber, das schon in „normalen“ Zeiten am Rande der Überlastung steht. Davon profitiert haben die Aktionäre der großen Pharmakonzerne und privaten Krankenhausbetreiber.
Krank ist die Gesellschaft
Das Leben für Menschen mit Migrationshintergrund wird zunehmend härter. Neben dem institutionellen Rassismus werden sie auch immer mehr zum Ziel von Rechtsterroristen. Während Rassisten in Parlamenten und Talkshows ihre Hetze propagieren können, fühlen sich Faschisten ermuntert und jagen Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen. Die Sicherheitsbehörden sind selbst ein Teil des Problems, weil sie selber Racial Profiling betreiben und durchsetzt mit rechten Strukturen sind. Hanau und Halle werden in das kollektive Bewusstsein einer ganzen Generation übergehen. Die leeren Worte der Politiker sind schon vergessen, bleiben wird die Ohnmacht und die Angst, zum Opfer gemacht zu werden.
Krank ist die Natur
Die Klimaerwärmung ist zwar nicht mehr in den Medien, aber dennoch ist es eines der größten Probleme unserer Zeit. Das Wirtschaftssystem hat die Natur durch seine Profitlogik ohne Rücksicht auf die Zukunft misshandelt. Statt das Problem effektiv weltweit anzugehen, fallen die einzelnen Staaten sogar hinter ihre niedrigen Klimaziele zurück. Der alles bestimmende Faktor ist die Konkurrenz und dies spiegelt sich auf auf nationaler Ebene wieder und macht ein gemeinsames Handeln unmöglich. Jeder will so wenig wie möglich zu der Lösung des Problems beitragen und so viel wie möglich aus der Natur auspressen, so rückt die Erde immer weiter an den Rand der Unbewohnbarkeit.
Die Krankheit ist der Kapitalismus
Steigende Mieten, Arbeitsüberlastung für die Einen – Hartz IV für die Anderen, weniger Lohn für Frauen, Kriege um Rohstoffe und eine Umwelt, die langsam aber sicher kollabiert: Der Kapitalismus hat für die meisten von uns bereits vor Corona mehr schlecht als recht funktioniert. Jetzt wird die Pandemie eine gigantische Wirtschaftskrise nach sich ziehen. Das Virus ist aber nicht der Auslöser, sondern eher ein Brandbeschleuniger. Schon zuvor hatte sich eine große Weltwirtschaftskrise angedeutet.
Die Herrschenden werden versuchen, die Folgen der Krise auf uns abzuwälzen. Um den Widerstand dagegen zu ersticken, werden sie auch auf die Maßnahmen zurückgreifen, die jetzt zur Eindämmung des Virus eingeführt wurden: Versammlungsverbote, Handyüberwachung, Ausgangssperren usw.
Alle Menschen, die sich bis jetzt engagiert und eingesetzt haben, dürfen nicht stillhalten! Wir brauchen noch viele mehr! Wir müssen Kontakte halten, neue Verbindungen herstellen, Erfahrungen austauschen und sammeln, unseren Mut und unsere Motivation nutzen. Wir sind keine Szene, kein Klüngel und keine BesserwisserInnen, wir sind lohnabhängig wie der Großteil der Bevölkerung und kämpfen Tag für Tag mit den gleichen Problemen. Gerade in der sozialen Krise, in die wir aktuell hineingeworfen werden, werden unsere Gemeinsamkeiten sichtbar. Der Bruch mit diesem kranken System ist keine Phrasendrescherei, sondern die einzige Aussicht auf ein Leben in Gesundheit, Solidarität und Wohlstand – und das für alle!
Kommentare sind geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind möglich.