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+++ Stellungnahme +++

Feminismus gehört für uns als revolutionäre Organisation zum Selbstverständnis, daher halten wir es für nötig, zu einem Vorfall Stellung zu beziehen, welcher sich vor mehreren Jahren ereignet hat, aber von dem wir jetzt erst erfahren haben. Wir gehen nicht direkt auf die Geschehnisse ein, weil dies nicht dem Wunsch der Betroffenen entspricht.

Wir sind als Struktur erstmalig mit einem Vergewaltigungsvorwurf konfrontiert worden, haben diesen ernst genommen und ihn deshalb geprüft. Schockierenderweise mussten wir feststellen, dass sich der Vorwurf bewahrheitet. Solch eine Feststellung über einen langjährigen Genossen, eine Vertrauensperson und einen selbsternannten Feministen zu machen, macht uns unfassbar wütend und gleichermaßen fassungslos.
Doch weder moralische Empörung, noch das Verbreiten irgendwelche Gerüchte dienen uns im konkreten Kampf gegen das Patriarchat, welches die Grundlagen für solche Vorfälle schafft. Wir müssen begreifen, dass sexualisierte Gewalt in dieser Gesellschaft alltäglich ist und die radikale Linke als ein Teil eben dieser Gesellschaft, leider alles andere als frei davon ist.

Als politische Gruppe haben wir beschlossen, den Täter von jeglichen Strukturen auszuschließen, ihn von linken Räumen und Veranstaltungen zu verwiesen und auch den privaten Kontakt als Einzelpersonen einzustellen, dies entspricht auch dem Wunsch der Betroffenen. Abgesehen davon stehen wir selbstverständlich auf der Seite der Betroffenen und ihr somit für Aufarbeitungszwecke jederzeit zur Verfügung. Die Unterstützung der Betroffenen und ihre Bedürfnisse stehen für uns an erster Stelle.

Da sich der Täter zunächst als ein solcher begriffen hatte, beschlossen wir, eine Arbeitsgruppe um ihn zu bilden, die ausschließlich der politischen Aufarbeitung dienen sollte, da wir es nicht für richtig halten, einen einsichtigen Täter in die bürgerliche Gesellschaft zu “entlassen”, einen ideologischen Entwicklungsprozess und eine damit einhergehende Reflektion zu unterbinden und eventuell sogar Wiederholungstaten zu ermöglichen. In darauf folgenden Gesprächen zeigte sich, jedoch aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen, dass der Täter sich mittlerweile doch nicht als Vergewaltiger sieht. Als wäre das nicht schon genug, zielten Varianten seiner Erzählungen auf eine typische “Täter-Opfer-Umkehrung” ab. Aus diesen Gründen können und wollen wir den vorab geplanten Aufarbeitungsprozess mit dieser Person nicht weiterführen.

Wir als Roter Aufbau werden uns jedoch in Form von internen Seminaren erneut mit dem Thema “sexualisierte Gewalt” auseinandersetzen und unsere Lehren aus diesem Vorfall ziehen. Die beschriebene Arbeitsgruppe wird deshalb bestehen bleiben, um euch im Falle von Fragen und Unklarheiten zur Verfügung zu stehen. Sexualisierte Gewalt muss dadurch verhindert werden, dass bestehende Abhängigkeitsgefüge und hegemoniale Männlichkeit angegriffen werden und Vergewaltiger als solche benannt und behandelt werden.
Für einen klassenkämpferischen Feminismus!

Roter Aufbau Hamburg, März 2020

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