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Textreihe zur Krise – Teil 1 – Zurück auf Start?

Die aktuelle Situation ist keine Corona- oder Gesundheitskrise, sondern eine Krise des Kapitalismus. Schon vor dem Bekanntwerden von Corona, wurden vermehrt Stimmen laut, die vor etwa „globaler Rezession,“ „Immobilienblase,“ „Kreditblase“ oder auch nur einer „Krise der deutschen Industrie“ warnten. Das, was die Herren Wirtschaftsweisen- und Experten nun mehr oder weniger erstaunt betrachten können, ist ein Zustand den Marxisten schon längst erkannt haben. Die Krise ist ein regelmäßiger Begleiter des Kapitalismus geworden und tritt nun etwa alle 8-12 Jahre auf, in ihrem Ausmaß jedes Mal umso gewaltiger. Doch die Folgen der Krise werden nicht etwa ein aufs andere Mal „überwunden“, sondern sind für die Arbeiterklasse zur permanenten Begleiterscheinung ihres Daseins geworden. Denn nur mit einer noch kräftigeren Auspressung unserer Klasse und ihrer Arbeitskraft schaffen es die Kapitalisten sich von den Krisen zu „erholen“ und die Profitmaschine, wieder ans Laufen zu bringen. Die Krise ist also zum Normalzustand geworden, der Kapitalismus ist unsere Krise!

Im Folgenden möchten wir unseren Blick ein wenig auf das „Große Ganze“ werfen und uns mit vier Fragestellungen beschäftigen. Da das aktuelle Geschehen eine unglaubliche und ungeahnte Dynamik mit sich bringt, können Informationen überraschend schnell veraltet sein; seid uns bitte also gnädig, wenn ihr beim Lesen auf veraltete Darstellungen trefft. Wir machen in diesem Text Beobachtungen, anhand derer wir mancherlei Thesen und Prognosen für die Zukunft stellen. Auch wenn wir hinter unserem Wort stehen und überzeugt sind unsere Annahmen ordentlich unterfüttert zu haben, kann es durchaus sein, dass manches eben nicht so passiert, wie wir es hier annehmen. Denn Verheißungen gibt’s eben nur in der katholischen Kirche. Wir werden nun mit dem 1. Teil der Reihe zur Krise anfangen, die nächsten Teile folgen die Tage:

1. Wann geht’s denn wieder zurück in den „Normalzustand“ und was hat die kapitalistische „Konkurrenz aus Fernost“ damit zu tun?

In China konnte die Ausbreitung des Virus durch sehr drastische Maßnahmen und eine ungeheure Mobilisierung staatlicher und wirtschaftlicher Kapazitäten vorerst weitestgehend gestoppt werden. Möglich machte dies in erster Linie das System des „staatlich gelenkten“ Kapitalismus, der planvoller und organisierter vorgeht, als seine westliche Konkurrenz und viele Entscheidungen eben zentral trifft, die anderswo in Unternehmen in Einzelregie und ohne gemeinsames Vorgehen ausgearbeitet werden. An dieser Stelle würden wir gerne all den beruflichen Scheiße-Erzählern von „Wirtschaftsexperten“, in Universitäten und irgendwelchen Instituten ins Gesicht spucken und ihnen zurufen: „Schaut her, der Markt regelt eben doch nicht alles!“

Doch zurück nach Ostasien: In anderen Staaten der Region wie etwa Südkorea, Japan und Singapur sind ebenfalls recht positive Entwicklungen, den Virus einzudämmen und weitaus weniger drastische Einschnitte der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens zu beobachten. Unter anderem dadurch bedingt, dass die Staaten in dieser Region generell mehr Erfahrung im Umgang mit Seuchen haben und die Menschen auch durch Umweltbelastungen diesbezüglich vorsichtiger sind. Diese weißen Masken, die man vorher wohl noch nie hierzulande im Alltag gesehen hat, gehören in Tokio etwa schon lange zum Stadtbild. Während der Rest der Industrienationen inklusive der USA weitestgehend still steht und erst mit voller Wucht getroffen wird, nimmt das Kapital in Fernost nun wieder Fahrt auf. Die Bourgeoisie dort kann die Folgen der aktuellen Krise dadurch schneller abfedern und sich in bessere Wettbewerbspositionen begeben. Ein Wettbewerb, der auch schon Jahrzehnte vor Corona bestand und sich in Zukunft weiter zuspitzen dürfte. So dürfte den meißten Lesern sicherlich nicht fremd sein, dass z.B. die Autoindustrie in Staaten wie Südkorea, China und Japan eine immer ernstere Konkurrenz für die in Deutschland wird. Auf dem Entwicklungsstand zu den E-Motoren hängt man etwa 8 Jahre zurück und Europa, einst der Kontinent der Werften, hat in den letzten Jahrzehnten ein wahres Werftensterben erlebt. Der Bau von Frachtschiffen wurde komplett an die Konkurrenz in Fernost „verloren.“

Die westlichen Staaten können ihre aktuellen Einschränkungen, wie Ausgangssperren vielleicht noch zwei Monate aufrechterhalten. Doch mit jedem Tag werden die Folgen heftiger und vor allem immer mehr Kleinunternehmer pleite gehen. Zu aller erst machte Donald Trump auf den Umstand aufmerksam, dass die „Heilung nicht schlimmer als das Problem“ ausfallen dürfte. Solche Stimmen hört man jetzt auch immer lauter in Deutschland krächzen. Die Medienlandschaft ist aktuell gepflastert von „Fahrplänen zurück zur Normalität“ und ähnlichen Diskussionen. Die USA und auch Deutschland, die EU und andere Staaten müssen also so bald wie möglich zum „Normalbetrieb“ zurückkehren, um nicht vom konkurrierenden Kapital in Asien zerschlagen zu werden. Spätestens Ende April sollte auf weltweiter Ebene mit Lockerungen und einer schrittweisen „Rückkehr“ zum Alltagsbetrieb zu rechnen sein. Denn sobald ein wichtiger Spieler im weltweiten Monopoly zurück an den Tisch kehrt, stehen die anderen unter Zugzwang in der Hoffnung wenigstens noch die alte Stuhlordnung vorzufinden. Deshalb schlagen auch die USA besonders laut Krach möglichst bald zum Normalbetrieb zurück zu kehren; sie stehen massiv unter Druck. Damit wollen wir uns im nächsten Abschnitt beschäftigen.

„Bald könnte Revolution in der Luft liegen, wenn das so weitergeht. Stellt die deutsche Mittelschicht irgendwann fest, dass ihr Betrieb pleite, ihr Arbeitsplatz verloren oder ihr Aktiensparplan wertlos ist, dann wird sie sich radikalisieren“ Marco Buschmann, nein nein, nicht dieser nervige Moderator von den FIFA-Spielen, sondern der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP. Sollte man vielleicht auch mal auf „stumm“ stellen.

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