Zum 150. Geburtstag von Lenin haben wir ein kleines Video erstellt!
Eigentlich wollten wir auch eine Broschüre mit dem Titel „Partei ergreifen“ zum 150. Geburtstag von Lenin veröffentlichen, allerdings kam uns Vieles dazwischen, weshalb wir dies nachholen werden, wenn die Zeiten etwas ruhiger werden. Wir wollen heute neben dem kleinen Video also die Einleitung der Broschüre vorstellen und euch Lust machen, Lenin neu zu entdecken!
Eine politische Theorie ist wie eine Feder im Wind: Sie entspringt einem bestimmten Vogel, löst sich von ihm ab und fliegt davon. Die verschiedenen Flugbahnen werden vom Boden aus verschieden interpretiert und so erlangt die Feder eine eigene, vom ursprünglichen Vogel losgelöste Bedeutung, auch wenn sie noch Informationen des Vogels beinhaltet. So ist der Marxismus nicht einfach alles was Marx gesagt hat, denn sonst würden die Marxisten sich nicht so über seinen Inhalt streiten. Er ist ein Ideengebäude, eine eigene Wissenschaft geworden. Gleichermaßen verhält es sich auch mit Lenin und dem Leninismus.
Wir nutzen die Gelegenheit, dass Lenin am 22. April 2020 150 Jahre alt geworden wäre und schreiben ein kleines Heftchen. Wir wollen euch erklären, warum wir ihn – fast 100 Jahre nach seinem Tod – immer noch für einen wichtigen Denker der kommunistischen Bewegung halten. Wir würden sogar soweit gehen, dass wir sagen, dass ohne den Leninismus der Marxismus einem Vogel gleicht, der nicht mehr fliegen kann. Er bleibt gefangen in einem Ideengebäude und auch wenn dieses zum Himmel ragt, so wird der Vogel dennoch nie fliegen können.
Schon Lenin selbst beschreibt auf der ersten Seite seiner bekanntesten Schrift „Staat und Revolution“, dass Revolutionäre ihr Leben lang verfolgt und verunglimpft werden. Nach ihrem Tod gesteht man ihnen ein gewisse intellektuelle Leistung zu, „wobei man ihre revolutionäre Lehre des Inhalts beraubt, ihr die revolutionäre Spitze abbricht, sie vulgarisiert.“. Dies nahm bei Marx in den 1970ern extreme Formen an, denn damals war einfach Jeder außerhalb vom CDU- und FDP-Wähler Marxist. Aktuell ist der Marx-Hype abgeflaut und nahezu ausschließlich „Kritiker“ beziehen sich auf ihn. Während der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 war das Hauptwerk von Karl Marx „Das Kapital“ ausverkauft. Es gründete sich eine ganze Lesebewegung unter der Bezeichnung der „Neuen Marx-Lektüre“. Wie Pilze sprießen neue Einführungen aus dem Boden. Was man jedoch wirklich festhalten kann, ist dass der Marxismus ohne Leninismus akademisch absorbiert ist.
Es ist heute nicht mehr radikal, sich auf die Ideen von Marx zu berufen, solange sie eben nur Ideen bleiben. Bei Lenin sieht es etwas anders aus, denn der wagte es, die Ideen in die Tat umzusetzen.
Die bürgerliche Gesellschaft konnte Marx noch als Kritiker des Kapitalismus integrieren und eine gewisse Sozialkritik in Form der Sozialdemokratie aufnehmen. Bei Lenin geht dies schlussendlich nicht, denn der er machte sich daran, die bürgerliche Herrschaft nicht nur zu kritisieren, sondern sogar abzuschaffen. Er wagte es sogar, den bis dato eurozentristischen Blick des Marxismus einen Hauch entgegenzuwirken, indem er die Konzentration von der westeuropäischen Geschichte auf die russische lenkte und somit einen erheblichen Beitrag dazu leistete, den Marxismus weiter zu universalisieren. Spätere RevolutionärInnen trugen die Fackel des Kommunismus in alle Flecken dieser Welt und lösten ihn von seinem europäischen Blick.
Lenin verstand den Marxismus als eine Intervention. Dies wird besonders in seiner Schrift „Was tun“ deutlich. Denn die Entscheidung dazu, in die damalige Situation einzugreifen, war nicht einfach pragmatisch. Er passte seine Theorie nicht durch notwendige Kompromisse den realistischen Forderungen an, sondern lehnte ganz im Gegenteil jegliche opportunistische Kompromisse ab. Er eignete sich die radikalen Ideen des wissenschaftlichen Sozialismus an und griff von ihnen ausgehend an. So wurde aus der revolutionären Theorie eine Praxis, welche die Koordinaten der Situation wirklich veränderte, anstatt sich, wie später die deutsche Sozialdemokratie, an den Hals der Ausbeuter zu werfen, um auf die Durchsetzung von Minimalforderungen zu hoffen.
In den noch folgenden Texten werden die Grundzüge des Leninismus über die Themen „Theorie und Praxis der Revolution“, „Partei und Klasse“, „Staatstheorie“, „Imperialismus“ und einige philosophische Aspekte ausgearbeitet – immer mit dem Anspruch Lenins Ansätze für heute fruchtbar zu machen und unsere aktuellen Kämpfe voranzubringen. Mögen die Herrschenden erneut vor dem Erbe einer unserer größten Kämpfer zittern! Denn: Lenin verstehen, heißt den Marxismus zur Praxis werden zu lassen!
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