Unsere kleine Auswertung, wir sprechen nicht für das revolutionäre 1.Mai Bündnis, diese Auswertung braucht noch Zeit.
Die Aktivitäten des revolutionären Spektrums um den internationalen Tag der Arbeiter:innenklasse begannen in diesem Jahr wieder bereits am Vorabend.
Das Hip Hop-Openair „Klassenfest“, zählt in Hamburg inzwischen zu den traditionellen Veranstaltungen rund um den 1. Mai. Über den Tag verteilt stimmten sich etwa 1000 Menschen am Samstagabend zwischen Auftritten von solidarischen Rapper:innen und kämpferischen Redebeiträgen gemeinsam auf unseren Kampftag ein. Nach der unfassbaren Schikane der Bullen unter dem Vorwand des Infektionsschutzes im letzten Jahr, konnten die Teilnehmer:innen das Klassenfest in diesem Jahr wieder in ausgewogener Atmosphäre gemeinsam begehen.
Der Sonntag startete mit den Demonstrationen des DGB. Einige Genoss:innen nutzen die Gelegenheit, im und entlang des Demonstrationszuges für die „Offensive gegen Aufrüstung – Klassenkampf statt Burgfrieden“ zu werben. Gerade weil es innerhalb des DGB sehr kontroverse Haltungen zum Ukraine-Krieg und der Militarisierung gibt, fanden wir es wichtig, unsere Position dort hineinzutragen. Wir kritisieren nicht nur deshalb, aber besonders in diesen Zeiten, dass nach wie vor Kräfte wie die SPD, Grüne und die Gewerkschaft der Polizei Teil dieser Demonstrationen sind. Die Heuchelei der Kriegstreiberparteien ebenso wie die Präsenz des exekutiven Repressionsapperates haben für uns rein gar nichts mit dem Tag der Arbeiter:innenklasse zu tun und eben deswegen auch nichts auf einer Arbeiter:innen-Demonstration zu suchen.
Sehr positiv haben wir hingegen den klar klassenkämpferischen Jugendblock wahrgenommen. Zahlreiche Azubis und junge Arbeiter:innen brachten ihren Unmut über ihre Situation zum Ausdruck und riefen ganz offen zum Kampf für die Überwindung des kapitalistischen Systems auf.
Neben ein paar weiteren Demos aus dem mehr oder weniger linken Spektrum, startete um 16 Uhr die revolutionäre 1. Mai-Demo am Nachmittag. Unter dem Motto „Kapitalismus ist Pandemie, Krieg und Krise“ nahmen sich mehr als 3000 Teilnehmer:innen die Straße. Der Demonstrationszug war in drei thematische Blöcke aufgeteilt: Klassenkampf, Antimilitarismus und Antifaschismus.
Nach anfänglichen Machtspielchen seitens der Bullen, startete die Demonstration vom Berliner Tor aus und führte durch mehrere Stadtteile bis nach Barmbek. Auch wenn die Route mit etwa 3 Stunden Dauer an sich schon eine Ansage war, ließen sich viele der Teilnehmer:innen davon nicht beeindrucken.
Durchgehend schallten laute, kämpferische und wütende Sprechchöre den gesamten Demo-Zug entlang. Entsprechend der Aufschrift des Frontbanners „Krieg, Krise, Kapitalismus – Diesem System den Kampf ansagen!“ machten die Demonstrierenden deutlich, dass sie die menschenverachtenden Auswüchse des kapitalistischen Systems nicht tatenlos über sich ergehen lassen würden. So hieß es in einem verlesenen Redebeitrag der bundesweiten Plattform Perspektive Kommunismus: „(…) wir sind heute auf der Straße, weil wir nicht hinnehmen, dass dieses Gesellschaftssystem das Ende der Geschichte sein soll. Wir sitzen nicht unbeteiligt im Publikum, während der Kapitalismus die Menschheit in ein Chaos aus Krieg, Armut, enthemmter Ausbeutung und Umweltzerstörung treibt. (…)“
Die drei Blöcke zeichneten sich dadurch aus, dass sie ein ziviles, gut organisiertes Auftreten an den Tag legten. Auch öffentlich wurde im Vorfeld ein Teil des Demo-Konzeptes offengelegt, um unorganisierte Teilnehmer:innen aufzuklären und entsprechend mit einbinden zu können.
Die Außenwirkung spiegelte sich in den positiven Reaktionen zahlreicher Passant:innen und Anwohner:innen wieder. Mit freudigem Winken und gereckten Fäusten wurden von ihnen Parolen wie „Löhne Rauf, Preise runter!“ und „Deutsche Waffen, deutsches Geld – morden mit in aller Welt“ unterstützt.
Auf dem letzten Streckenabschnitt der Demo-Route hatten solidarische Genoss:innen das Stadtbild mit kleinen Grußbotschaften wie roten Fahnen an Straßenlaternen, Bannerdrops und Graffitis verschönert. Die Demonstration löste sich gegen 20 Uhr wie geplant am Barmbeker Bahnhof auf.
Wir danken allen Teilnehmer:innen, Unterstützer:innen und Organisator:innen, dass sie diesen wichtigen Kampftag nach zwei Jahren Demonstrationsverbot wieder zu einem Erfolg gemacht haben.
Um 18 Uhr startete noch eine explizit anarchistische Demonstration, die kurz vor Ende angegriffen wurde. Wir solidarisieren uns mit den Betroffenen von Polizeigewalt. Uns ist klar, dass wir der Übermacht des Staates nur gemeinsam entgegentreten können.
Deshalb rufen wir erneut alle Kräfte auf, sich nächstes Jahr an der revolutionären 1. Mai Demonstration zu beteiligen. Es wird immer wichtiger sich als revolutionäre Linke zu formieren und sich nicht in Identitätspolitik zu verlieren, diese spaltet, wo es unnötig ist. Dies ist umso wichtiger, weil ein Teil der früheren radikalen Linken den Schulterschluss mit Teilen der herrschenden Klasse und dem Bestehenden sucht. Unsere Aufgabe ist vielmehr gemeinsam eine revolutionäre Perspektive aufzuzeigen und diese zu stärken, den Klassenkampf anzunehmen und zu führen ist die Devise!
Für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Kriege!
Es lebe der erste Mai!
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